Mit dem investieren beginnen

Mit dem Investieren beginnen

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Aller Anfang ist schwer, und das gilt auch für das Investieren. Darum werde ich erklären, wie ich heute mit dem Investieren beginnen würde. Vorab: Das ist keine Anlageberatung, und jeder sollte sich in diesem Bereich stetig weiterbilden. Ich werde verschiedene Methoden aufzeigen, damit für jeden etwas dabei ist.

Die Sparquote festlegen

Zu Beginn sollte die Sparquote definiert werden. Angenommen, du hast ein Nettoeinkommen von 2.000 Euro, dann halte ich 200 Euro als Sparrate für sinnvoll. Sich mit 10 % selbst zu bezahlen, ist ein guter Start. Viele Menschen bezahlen zuerst ihre Rechnungen, bevor sie an sich selbst denken. Wenn du dich selbst zuerst mit 10-20 % bezahlst, kann sich mit der Zeit eine beachtliche Summe ansammeln.

Im Angestelltenverhältnis würde ich die Sparrate bei Gehaltserhöhungen oder Sonderzahlungen ebenfalls anpassen. Beispielsweise könnten 100 Euro Gehaltserhöhung auf 50 Euro für das Leben und 50 Euro für die Sparrate aufgeteilt werden. Für Selbstständige ist es wichtig, einen festen „Lohn“ zu definieren und darauf eine Sparquote von 10 % festzulegen. Drei bis sechs Monatslöhne als Rücklage auf einem Tagesgeldkonto sind ratsam, um finanzielle Engpässe zu überbrücken.

Das einfachste Investieren

Die Sparquote steht, also geht es nun ans eingemachte. Einen sehr wichtigen Punkt möchte ich vorher noch erklären. Trenne das Investmentkonto von deinem normalem Konto. Heißt im Klartext, suche die einen andere Bank. Scalable, Trade Repubilc, DeGiro, Revolut fallen mir da ein. Eine Empfehlung möchte ich hier nicht aussprechen, da jeder anders ist und mal mehr und weniger mit den Apps klarkommt. Bei herkömmlichen Banken fallen meist hohe Depot- und Transaktionsgebühren an. Die oben genannten sind da wesentlich günstiger.

Investieren in einen Standard-ETF-Sparplan

Die einfachste Möglichkeit ist ein Sparplan in zwei ETFs: MSCI World und MSCI Emerging Markets, typischerweise mit einer Aufteilung von 80 % zu 20 %. Eine Sparrate von 100 Euro würde somit 80 Euro in den MSCI World und 20 Euro in den Emerging Markets fließen lassen. MSCI World Übersicht und Emerging Markets Übersicht

Wichtige Faktoren bei ETFs:

  • TER – Total Expense Ratio (auf Deutsch: Kosten pro Jahr)
  • Fondsgröße also Gesamtvermögen vom ETF
  • Ausschüttung – Thesaurierend oder Ausschüttend
  • Replikation – Vollständige Replikation oder Swap-basiert

Je niedriger die TER, desto besser. Ich finde Kosten bis zu 0,2 % tragbar. Wenn du dir andere Fonds anschaust, liegen die Gebühren oft zwischen 1-5 %, wodurch du auf Dauer richtig viel Geld sparen kannst.

Die Fondsgröße sollte nicht zu klein sein. Je größer der Fonds, desto besser – und vor allem besteht dann die Chance, dass es diesen Fonds auch in vielen Jahren noch gibt. Ein Volumen von mindestens 500 Mio. Euro ist empfehlenswert.

Bei der Ausschüttung finde ich derzeit ausschüttende ETFs besser als thesaurierende. Durch die aktuell in Deutschland angewendete Vorabpauschale sind thesaurierende ETFs für mich raus. In Schweden ist das jedoch egal. Ich halte die Vorabpauschale für absolute Abzocke – du kannst ja gerne mal danach suchen.

Kurz erklärt: Ein thesaurierender ETF reinvestiert die Ausschüttungen automatisch, während du bei einem ausschüttenden ETF die Erträge direkt ausgezahlt bekommst. Hier ist es wichtig, bei der Depotbank einen Freistellungsauftrag einzurichten. Ein solcher Freistellungsauftrag kann für jede Person eingerichtet werden – auch für Kinder, falls du für sie einen ETF-Sparplan anlegen möchtest. Ich persönlich würde für Kinder jedoch lieber in Bitcoin sparen. 😉

Ausschüttungen werden meist wieder in den ETF investiert, wodurch der Zinseszinseffekt greift. Ich finde es aber auch motivierend, wenn auf dem Konto eine Dividende erscheint – so arbeitet dein Geld immer weiter für dich. Dazu fällt mir ein passender Spruch ein: „Lass jeden Euro für dich arbeiten, sonst arbeitest du immer für den Euro!“

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Replikation. Eine vollständige Replikation bedeutet, dass mit dem Fondskapital tatsächlich die zugrunde liegenden Aktien gekauft werden. Der ETF hält dann Anteile an den Unternehmen, die im Index enthalten sind. Ich halte nichts von Swap-basierten ETFs und gehe daher nicht weiter darauf ein.

Alternativer und breitere ETF Sparplan

Mit dem oben genannten Sparplan bist du bereits gut diversifiziert (breit aufgestellt). Allerdings ist der MSCI World sehr US-lastig. Das ist zwar nicht unbedingt schlecht, aber ich persönlich finde auch andere Märkte, wie Japan, spannend.

Mein aktueller ETF-Sparplan sieht folgendermaßen aus:

  • STOXX Europe 600 10%
  • All World ETF 50%
  • S&P 500 16%
  • MSCI Emerging Markets 16%
  • MSCI Japan 8%

Ich habe mich für den All World entschieden, da er meiner Meinung nach noch breiter aufgestellt ist als der MSCI World. Allerdings ist auch dieser ETF stark USA-lastig. Den S&P 500 – also komplett USA – habe ich zusätzlich aufgenommen, da ich nur wenige Einzelwerte im Tech-Bereich halte und somit gezielt die 500 größten amerikanischen Unternehmen bespare.

Auch in Europa gibt es starke Unternehmen, die im All World ETF oft zu wenig Beachtung finden – daher investiere ich gezielt zusätzlich in den STOXX Europe 600. Ähnlich verhält es sich mit dem MSCI Japan. Hier interessieren mich weniger große Unternehmen wie Toyota, sondern vielmehr kleinere, innovative Unternehmen, die es nicht in den All World schaffen.

Der MSCI Emerging Markets deckt Schwellenländer wie China, Brasilien, Argentinien und Indien ab und sorgt für zusätzliche Diversifikation.

Jedes Jahr überprüfe ich die Gewichtung und passe sie gegebenenfalls an. Falls ein ETF überdurchschnittlich performt, kann es sein, dass ich ihn im Folgejahr weniger stark bespare – das sogenannte Rebalancing. Dabei halte ich es einfach: ETF auswählen, Sparplan einrichten und laufen lassen.

ETF-Vermögen sollte der Kern sein

In der Investment-Szene wird häufig vom „Core“ (also Kern) gesprochen, wenn es um ETFs geht. Diese Strategie halte ich für äußerst sinnvoll. Durch den Aufbau eines ETF-Vermögens lernst du mehrere wichtige Dinge: Zum einen das Prinzip des Sparens – also dich selbst zu bezahlen – und zum anderen die beeindruckende Wirkung des Zinseszinses über die Zeit.

Dein Depot wächst kontinuierlich, und das nur, weil du regelmäßig investierst. Natürlich kann es zu einem Crash kommen, doch in solchen Phasen heißt es: einfach weitermachen. Viele Anleger verfallen in Panik, wenn die Kurse fallen, verkaufen voreilig und realisieren dadurch Verluste.

Langfristig betrachtet ist es entscheidend, ruhig zu bleiben und den Sparplan diszipliniert weiterzuführen.

Krisen kommen und gehen

Immer wieder gibt es „Krisen“, die auch die Märkte erschüttern können. Finanzkrise, Dotcom-Blase, Ölkrise, Eurokrise, Corona, Kriege und mehr – doch waren es wirklich Krisen, die das Depot vernichteten? Bei einigen ja, insbesondere bei denen, die auf Einzelwerte (Aktien) gesetzt haben. Doch auch hier gibt es Unterschiede. Bei den Indexfonds (ETFs) ging es zwar auch nach unten, dennoch steht der Kurs des MSCI World heute höher als vor jeder Krise in der Vergangenheit.

Corona – Flashcrash – Der Kurs des MSCI World fiel während des Corona-Crashs um etwa 35 %, erholte sich jedoch relativ schnell. Bereits ein Jahr später war der alte Kurs wieder erreicht. Der Vorteil des Sparplans war natürlich, dass weiterhin zu günstigeren Kursen eingekauft wurde.

Finanzkrise – Kaum eine Branche blieb von der Finanzkrise verschont. Der Kurs brach um bis zu 50 % ein, und es dauerte etwa 5 Jahre, bis die alten Werte wieder erreicht waren. Seit der Finanzkrise Ende der 2000er-Jahre ist der Index um über 150 % gestiegen. Zwischendurch gab es noch die Eurokrise, die China-Krise und die Corona-Krise – trotzdem ist der Markt heute deutlich höher.

Dot-Com + 9/11 + Irakkrieg – Die wohl längste Erholungsphase der Neuzeit begann mit diesen drei Ereignissen Anfang der 2000er-Jahre. Auch hier stürzte der Markt um etwa 50 % ab, und während der Erholung kam dann noch die Finanzkrise 2008/09 dazu. Im Jahr 2013 war der Kurs von 2000 wieder erreicht. Seitdem klettert der Markt kontinuierlich weiter.

Kursverluste im MSCI World + Erholung in Tag + Auslöser

ZeitKursverlustKurs wieder erreichtAuslöser
1970 – 1971-22,6%268 TageÖlpreiskrise
1973 – 1979-45,7%1819 TageÖlpreiskrise
1980 – 1983-28,2%203 TageGlobale Rezession
1986 – 1989-23,7%435 TageSchwarzer Montag (immenser Bullenmarkt)
1990 – 1993-25,9%971 TageJapan-Krise, 1. Golfkrieg
2000 – 2006-51,4%1505 TageDotcom-Blase, 9/11 ect.
2007 – 2014-59,1%1823 TageFinanzkrise
2018 – 2019-20,2%311 TageFinanz- und Eurokrise
2020 – 2020-34,2%156 TageCorona-Flashcrash

Jede einzelne Krise ist im Rückblick erklärbar gewesen. Die einzige Krise, die das wahre Bild am Finanzmarkt verschleiern konnte, war jedoch Corona. Bereits Ende 2019 war klar, dass der Euro und der Finanzmarkt insgesamt schwer angeschlagen waren. Aber ich möchte an dieser Stelle nicht zu weit abschweifen.

In Einzelwerte investieren (Stock Picking)

Beginne mit deinem Investment

Grundsätzlich halte ich es für sinnvoll, zunächst eine Basis aufzubauen – zum Beispiel drei bis sechs Monate Rücklagen für Eventualitäten. Danach kann ein Sparplan in ETFs folgen. Wenn dann noch etwas Fiat-Geld übrig ist, kann man auch in Aktien investieren. Die entscheidende Frage lautet immer: Was erwarte ich, bzw. wie risikobereit bin ich?

„Rendite bedeutet Risiko“ – das sollte einem immer bewusst sein. Einzelwerte sind wesentlich risikoreicher als ein ETF, der das Risiko breit streut. Ich persönlich bin eher ein langweiliger Anleger und suche mir unter den Top-Werten die besten Picks. Jedenfalls für mich. Ob Dividendenwert oder Wachstumswert – das Unternehmen muss Substanz haben. Eintagsfliegen können zwar schneller und höher steigen, aber auch genauso schnell auf NULL fallen. Bereits 2013 habe ich damit meine Erfahrungen gemacht.

Bei Aktienfinder, einem meiner Lieblingstools, gibt es 151 Einzelwerte, die als Dividenden-Aristokraten gelten. Diese Unternehmen haben mindestens 25 Jahre lang ihre Dividende gesteigert. Es handelt sich also um etablierte Unternehmen, die immer mehr von ihren Gewinnen ausschütten. Aber auch hier sollte man gründlich recherchieren. Nicht alles, was gut aussieht, ist auch wirklich gut.

Antizyklisch mit Aktien handeln

In jedem Bereich gibt es Zyklen, so auch bei Aktien. Ein Beispiel ist Öl: Alle paar Jahre tritt wieder eine „Krise“ auf, der Kurs fällt und du kannst preiswerter einsteigen. Aber auch andere Branchen unterliegen solchen Zyklen, und es ist wichtig, diese zu erkennen. Sind die Zinsen hoch, befinden sich teure Baumaschinenhersteller im Antizyklus. Ebenso fallen Immobilienunternehmen oder werden deutlich günstiger, wenn die Finanzierungszinsen steigen. So gibt es immer wieder Möglichkeiten, günstige Einzelwerte ins Portfolio zu legen.

Ein Vorteil dabei ist, dass du dir eine höhere Dividende einkaufst. Dazu kommt noch die Steigerung der Dividende. Dann heißt es, die Aktie zu halten und einfach abzuwarten. Natürlich könnte man jetzt verkaufen, aber wenn du dir die Historie von Warren Buffett bei Coca-Cola anschaust (nicht in meinem Depot), siehst du, wie sich eine Investition entwickeln kann. Warren Buffett erhält eine Dividende von über 50 % auf seinen Einstiegskurs – und das war noch im Jahr 2023. Hier kannst du sehen, wie sich etwas entwickeln kann, wenn du dem Prozess Zeit gibst.

Mit Einzelwerten anfangen und lernen

Ich rate immer, nur in Werte zu investieren, deren Geschäft man selbst versteht. Wirecard war eine Sache, die ich weder verstanden habe, noch in die ich investiert habe. Zum Glück, denn diese Firma gibt es jetzt nicht mehr. Alles, was viel Hype erzeugt, schaue ich mir zwar an, aber ich versuche, das Unternehmen zu finden, das einen „Burggraben“ hat – also den Marktführer oder zumindest den Platz zwei in einem wachsenden Bereich.

Ich mag auch Unternehmen, deren Produkte ich selbst benutze. Wenn ich zum Beispiel eine Kettensäge kaufe, mit der ich zufrieden bin, schaue ich mir an, wie das Unternehmen dahinter aufgestellt ist. Warum sollte ich nicht auch Aktien von diesem Unternehmen halten?

Zu Beginn würde ich maximal 2–3 Einzelwerte raussuchen und diese eine Weile beobachten. Bei Wachstumsaktien sollte man jedoch immer in Tranchen einkaufen, da diese oft sehr volatil sind. Lieber in drei Schritten investieren, als alles auf einmal.

Zum Abschluss würde ich nochmal kurz einige Stichpunkte zusammenfassen:

  • Leg deine Sparrate fest
  • Bau dir eine Rücklage in Höhe von 3-6 Monaten auf
  • Eröffne ein Depotkonto (nicht über deine Bank)
  • Suche dir ETF´s raus und richte Sparpläne mit deiner Sparrate ein
  • Erhöhe deine Sparrate immer wieder und passe die Sparpläne an
  • Habe keine Angst vor Krisen – die Zeit wird es richten.
  • Optional – Suche dir 2-3 Aktien aus und kaufe ggf. in Tranchen
  • Viel Spaß und Erfolg mit deinem Investment-Start

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